Die Stadt Lindau eignet sich als Ausgangspunkt für Wanderungen. Direkt an der markanten Burg finden Sie eine Karte, die Sie über die Geschichte der Stadt und ihrer Festung sowie die Möglichkeiten im Naturpark informiert. In der Stadt selbst gibt es ein „Bärendenkmal“, dass an die Befreiungskriege um 1813 erinnert und das anhaltinische Wappentier abbildet sowie eine, zuletzt im 19. Jahrhundert umgestaltete Feldsteinkirche. In der Umgebung lohnt sich eine Besichtigung des Deetzer Teiches, moderner Kirchenfenster in Kerchau, der Alpakas in Zernitz und des Buhlendorfer Getreidespeichers.

Burg Lindau

Wenn Sie an der Nuthe stehen, die dicht an Lindau vorbeifließt, erhebt sich vor Ihnen eindrucksvoll die Burgmauer. Die Burg liegt auf einem Sandsporn, der das umgebende, flache Sumpfgebiet deutlich überragt. Die Anfänge reichen, belegt durch Funde slawischer Scherben, bis ins 9. Jahrhundert zurück. In Kriegszeiten, insbesondere im Dreißigjährigen Krieg,fanden hier die Landbewohner Zuflucht.

Der Eingang zur Burg liegt auf der Stadtseite. Die aus Ziegelsteinen bestehende Umfassungsmauer, der dicke Bergfried und das doppelte Eingangstor sind gut erhalten. Anlässlich der 825-Jahrfeier im Jahr 2004 wurde die Vorburg mit einer Naturbühne und Grünanlagen hergerichtet. Heute finden dort Kulturveranstaltungen und Volksfeste statt.

Im Bergfried mit seiner charakteristischen Kegelhaube aus dem Jahr 1863 befindet sich eine Außenstelle des Standesamtes von Zerbst/Anhalt mit Trauzimmer. Die Burg ist nach Anmeldung beim Heimat- und Verkehrsverein zu besichtigen, am Tag des offenen Denkmals und am Pfingstmontag.

Stadt Lindau

Das kleine Städtchen, das 1856 Stadtrecht erhielt, hat auch über die Burg hinaus ihren Charme. Die Stadtkirche ist ein romanischer Feldsteinbau. Mitten im alten Zentrum steht ein Denkmal zum einhundertsten Jahrestag der Völkerschlacht von 1813.

Rundweg Lindau

Der Rundwanderweg Lindau ist ein Natur- und Kulturpfad. Ausgehend von der frühmittelalterlichen Burg Lindau mit ihrer bewegten Geschichte, bildet im Wegeverlauf der Teufelsstein mit seinen eingehauenen „Näpfchen“ einen weiteren Aspekt menschlicher Kultur der Jungsteinzeit und Bronzezeit ab. Gleichzeitig wird deutlich, welche gewaltigen Kräfte den Fläming in der Saaleeiszeit schufen. Nach der für den Erhalt der Artenvielfalt wichtigen Lindauer Nuthe, kann der Wanderer im nördlichen Teil des Rundweges jahrhundertealte nachhaltige Waldwirtschaft erleben. Am Jahresbeginn ist der Rundweg von Frühblühern gesäumt. Besonders häufig ist das für alte Buchen- und Eichenwälder typische Maiglöckchen.

Teufelsstein

Der Findling „Teufelsstein“ kam während des 2. Vorstoßes der Saalekaltzeit (Drenthe-Stadium), also vor ca. 200.000 Jahren, aus Skandinavien in unsere Region. Die in den Block gehauenen etwa 55 Vertiefungen weisen auf eine kultische Bedeutung hin, die zeitlich nicht klar zugeordnet werden kann. Einer Sage nach soll unter dem Stein eine goldene Kette liegen, die dreimal um das frühere Lindau reicht. Doch wer nach ihr gräbt, wird von einem schwarzen Ziegenbock vertrieben.

Die Nuthe

Der kleine Fluss, der dicht an der Burg Lindau vorbeifließt, ist einer der drei „Oberen Nuthe-Läufe“ (FFH-Gebiet). Diese vereinen sich bei Zerbst zur Hauptnuthe, die bei Walternienburg in die Elbe mündet. Die Lindauer, Grimmer und Boner Nuthen speisen sich aus Quellbächen, die bei Nedlitz und Reuden, bei Grimme sowie bei Stackelitz entspringen. Der geringe Verbauungsgrad der Nuthe, die gute Wasserqualität und die Eignung als Laichhabitat bilden die Grundlage für Artenreichtum in der Nuthe. Seit 2009 werden deshalb jedes Jahr junge Lachse und Meerforellen bei Zerbst in das Gewässer eingesetzt.

Europa-Jugendbauernhof Deetz

Der Europa-Jugendbauernhof Deetz e. V. bietet u. a. Schulklassen vielseitige Programme rund um Land- und Hauswirtschaft an. Im Sommer finden internationale Begegnungen statt. Am Aufbau des Hofes haben junge Menschen aus vielen Ländern mitgewirkt, weshalb er zu Recht den Zusatz „Europa“ trägt. Besucher können hier viele typische Tiere eines Bauernhofes erleben, arbeiten und übernachten. Darüber hinaus werden vom Aussterben bedrohte Haustiere, wie das Deutsche Sattelschwein, gehalten.

Deetzer Teich

Der etwa 45 ha große Deetzer Teich (inklusive Sumpfgebiet) ist kein natürliches Gewässer. Er entstand im 16. Jahrhundert. Bis heute dient er vor allem der Fischzucht. Das alljährliche Fischerfest am letzten Sonnabend im Oktober wird von mehreren Tausend Gäste besucht.

Alpacahof „Zwei Eichen“

In Zernitz, auf den Weiden des Alpacahofes, können Sie eine Herde Alpakas neben dem 100-jährigen Drei-Seiten-Hof beobachten. Der Hofladen öffnet jeden letzten Sonnabend im Monat. Es werden Produkte aus Alpakawolle angeboten. Die Wolle der Alpakas gehört zu den wertvollsten Naturfasern der Welt. Gäste der Ferienwohnung können einen Alpaka-Führerschein erwerben.

Buhlendorfer Speicher

Der weithin sichtbare und für das Ortsbild prägende Getreidespeicher wurde von 1912 bis 1914 errichtet und diente als Kornspeicher. Europaweit gibt es nur vier baugleiche Exemplare. Seit der Jahrhundertwende wird das technische Denkmal als kultureller Treffpunkt genutzt. Von dem kleinen, ziegelgedeckten Turmaufbau hat man eine gute Sicht über den Fläming und bei gutem Wetter bis zum Harz.

Wenn Sie in Buhlendorf sind, schauen Sie doch auch bei der hiesigen Intarsienmanufaktur vorbei. Dort können Sie wertvolle Intarsienarbeiten in Auftrag geben, Hirnholzschneidebretter erwerben und Kurse belegen.

Übrigens, 1958 soll ein Herr Leißner bei Buhlendorf drei Keiler erlegt haben, mit einem Schuss.

Kirche Isterbies

Die Kirche in Isterbies ist der Ausgangspunkt der noch jungen „Straße spätgotischer Flügelaltäre“. In dem ehemaligen Gruftanbau gibt es ein Informationszentrum mit der Dauerausstellung „Gotische Flügelaltäre zwischen Elbe und Fläming“. Auf Infotafeln werden die einzelnen Kirchen und ihre gotischen Flügelaltäre vorgestellt. Der kleine Schnitzaltar der Dorfkirche Isterbies aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts zeigt im geöffneten Zustand im Mittelschrein eine Pietà, die Darstellung Marias mit dem Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Jesus Christus auf dem Schoß. Bewundern Sie die handwerkliche und künstlerische Meisterschaft einer vergangenen Epoche.

Innovative Kirchenfenster in Kerchau

In der vermutlich erst um 1500 entstandenen Kirche Kerchau können Sie seit September 2018 sieben außergewöhnliche Kirchenfenster sehen. Der junge Künstler Jakob Schreiter schuf die modernen Fenster in einem ambitionierten technischen Verfahren. Das Thema der in intensiv blaues Glas eingebetteten, dreidimensionalen, weißen Gläser ist die „Verortung von Kerchau in der Region“.

Essen und Trinken

Wenn Sie bei Ihren Touren durch den Westfläming hungrig und durstig geworden sind, finden Sie in der Region einige interessante Angebote. In Lindau können Sie beispielsweise Anne’s Bahnhofsgaststätte besuchen. Von Zuglärm werden Sie dort nicht belästigt, seit Jahren fährt hier kein Zug mehr. Ebenfalls in Lindau verkauft Imker Matthias Willno köstlichen Honig. Auf dem Ziegenhof Warnke finden Sie neben Milchprodukten auch Ziegenwurst. Sehr empfehlenswert ist die Schafmilchkäserei JAARE mit ihren leckeren Produkten. Bei Landwirt Mathias Mösenthin in Deetz können Sie frischen Spargel und Freilandgeflügel erwerben. Das Barbycafé in Loburg bietet nicht nur etwas für Ihren Gaumen, sondern auch für Ihre Augen. Und falls Sie Tequila mögen, so sind Sie im Biker-Cafe Reuden genau richtig.

Lindau – Ausgangspunkt für weitere Ausflüge

Von Lindau aus müssen Sie natürlich das über 1050-jährige Zerbst, die Heimatstadt von Katharina der Großen besuchen. Auf dem Markt finden Sie mit dem Roland und der Butterjungfer zwei sehr alte Wahrzeichen der Stadt. Sehr ansehenswert sind die Kavalierhäuser der Schlossfreiheit und der Schlosspark mit dem erhaltenen Flügel des Zerbster Schlosses.

Nicht weit ist es, ebenfalls von Lindau aus, nach Loburg und Möckern.

Unweit der Ortslage Lindau befinden sich die letzten Zeugnisse der Wüstung Quast. Am Tag der offenen Tür im Trinkwasserwerk Lindau kann man sich über die Förderung und Aufbereitung von Trinkwasser informieren.

 

 

Text & Foto: Naturpark Fläming