Vereinzelt sieht man sie bereits: Mit steigenden Temperaturen beginnt auch die Saison der Fledermäuse. Ein hervorragender Lebensraum für die Spezialisten der Nacht ist das UNESCO Biosphärenreservat Spreewald, wo insgesamt 17 Fledermausarten vorkommen. Derzeit werden in einer Naturschutz-Managementplanung die Schutzaspekte für Teich-, Bechstein- und Mopsfledermaus sowie das Große Mausohr, die streng nach Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) geschützt sind, erstellt.

Ob in den alten Scheunen der Dörfer, hinter den Rollläden von Jalousien im Neubaugebiet, im Kirchturm von Lübbenau oder hinter der abgeplatzten Rinde von Bäumen: An vielen Stellen finden diese faszinierenden Säugetiere ihr Quartier. Gerade in der Abenddämmerung des Frühlings lassen sich die Spezialisten der Nacht zum Beispiel im Hain der Stadt Lübben, entlang der unzähligen Fließgewässer oder über den Spreewaldwiesen von uns gut beobachten.

Durch den hohen Flächenanteil von 70 Prozent ökologischer Landwirtschaft und damit einem geringen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln innerhalb des Biosphärenreservats finden die Fledermäuse ein höheres Nahrungsangebot an Insekten vor als in konventionell landwirtschaftlich bewirtschafteten Regionen. Für die besonders streng geschützten Fledermausarten der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie werden in einer Naturschutz-Managementplanung, die zurzeit im Spreewald erstellt wird, besondere Aspekte für ihren Schutz beschrieben. Von diesen Schutzmaßnahmen für die Teich-, Bechstein- und Mopsfledermaus sowie das Große Mausohr profitieren auch die anderen 13 Fledermausarten. Die Naturwacht des Schutzgebiets betreut zudem auch zwei sogenannte Fledermausbunker, in denen das Braune Langohr, eine Waldfledermaus mit markanten, sehr großen Ohren ein geschütztes Winterquartier findet. Ein kontinuierliches Monitoring erfolgt durch die Ranger im gesamten Biosphärenreservat.

Für Laien bleiben diese vorbeifliegenden Schatten der Nacht oftmals unerkannt. Die exakte Bestimmung muss den Experten überlassen bleiben, damit diese sensiblen Wesen, die oft nur zwischen vier und zwanzig Gramm wiegen, in ihren Wochenstuben und Winterquartieren nicht gestört werden. Dabei können Fledermauskolonien von über einhundert Tieren unterschiedlicher Arten gebildet werden.

Durch wissenschaftliche Untersuchungen von mittels Armklammern markierten Tieren konnte herausgefunden werden, dass Fledermäuse ein Alter von bis zu 30 Jahren erreichen können. Im letzten Jahr wurde im Kolkwitzer Ortsteil Babow durch den Naturschutzbund Kolkwitz ein Großer Abendsegler entdeckt, der in den zwei Monaten zuvor über eintausend Kilometer aus dem Baltikum bis in den Spreewald zurückgelegt hatte. Dies konnte ebenfalls anhand einer wissenschaftlichen Markierung nachvollzogen werden. Mit dem Schutz wächst das Wissen über diese heimlichen, nachtaktiven Jäger.

Basierend auf der Managementplanung der Fauna-Flora-Habitat-Gebiete können zum Schutz der Fledermäuse zudem seit dem letztem Jahr Privatwaldflächen mit Zustimmung der Eigentümer auf einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren stillgelegt werden. Dafür erhalten Waldbesitzende einen finanziellen Ausgleich vom Land Brandenburg. Auf der Grundlage einer naturschutzfachlichen Planung, eines Monitorings durch die Naturwacht und durch die angepasste ökologische Landnutzung sowie die Schaffung ökologischer Nischen im Wald wird ein wichtiger Beitrag zum Erhalt der seltenen Arten geleistet.