Die Naturparkverwaltung Hoher Fläming hat im Jahr 2021 erstmals Teilgebiete des europäischen Schutzgebietes „Flämingrummeln und Trockenkuppen“ von einer Ziegenherde beweiden lassen. Die Flächeneigentümer und die Forstbehörde hatten der Pflegemaßnahme zugestimmt. Durch den Verbiss sollen halboffene Landschaften mit seltenen Tier- und Pflanzenarten wiederhergestellt und erhalten werden. Die Naturparkverwaltung zieht nach der ersten Beweidungssaison eine positive Bilanz.

Ende Juni 2021 startete das länger geplante Beweidungsvorhaben im Naturpark Hoher Fläming. Bis Schäfer Max Hafemann mit seinem „vierbeinigen Landschaftspflegetrupp“ beginnen konnte, waren zahlreiche Abstimmungen mit Eigentümern und unterschiedlichen Behörden notwendig. Die Ziegen und Schafe beweideten im Auftrag der Naturparkverwaltung bis Ende Oktober nicht nur die Brautrummel bei Grubo, sondern auch Flächen in der Rummel Steile Kieten bei Bad Belzig und Flächen auf dem Borner Bauernberg. Auch der Presseberg bei Bad Belzig wurde im Rahmen des EU-LIFE-Projektes des Naturschutzfonds durch den Schäfer und seine Herde gepflegt.

Bereits nach dem ersten Beweidungsdurchgang sieht die Naturparkverwaltung einen Erfolg: Vor allem die stark wuchernde Brombeere und der massive Jungaufwuchs von Pappeln konnten zurückgedrängt werden. Altbäume wie Eichen, Birken und Kiefern hingegen wurden durch die Beweidung nicht geschädigt. Die geschickten Tiere haben teilweise herunterhängende Äste abgefressen. Dadurch kann nun mehr Licht auf den Boden gelangen, was wiederum gut für wärme- und lichtliebende (Insekten-)Arten ist. Mit ihrem sehr sicheren Tritt an steilen Kanten und Hängen haben die Schafe und Ziegen offene Bodenstellen geschaffen, wovon wiederum im Boden nistende Wildbienenarten profitieren. Das massive Aufkommen des Landreitgrases, vor allem in der Schweinerummel, konnte mit der Beweidung spät im Jahr jedoch kaum gestört werden. Durch seine unterirdischen Ausläufer hat es sich in diesem Bereich so massiv ausgebreitet und andere Arten verdrängt. Nur mit einer frühen Beweidung im April/Mai kann man diesem robusten Gras zusetzen.

Die von verschiedenen Seiten angebrachte Sorge vor einem möglichen Wolfsübergriff auf die Herde hat sich dank eines guten Herdenschutzkonzepts in 2021 nicht bewahrheitet: Es gab keinen Übergriff. Ein hoch konzentriertes Arbeiten im Umgang mit der Herde bleibt jedoch weiterhin erforderlich.

Aus der Bevölkerung gab es durchweg positive Resonanz auf die Beweidung. Viele Anwohner und Eigentümer erfreuten sich an dem mittlerweile selten gewordenen Bild einer Schaf- und Ziegenherde, das an die alte Nutzungsform der Rummeln und Trockenkuppen durch Beweidung mit Schafen, Ziegen und Schweinen erinnert. Früher gestalteten die Tiere maßgeblich das Erscheinungsbild dieser historisch halboffenen bis offenen Landschaften. Heute sind die Rummeln und Trockenkuppen oft aufgeforstet oder verbuscht und werden von Brombeeren, Landreitgras und Ginster überwuchert. Durch den Lichtmangel weichen lichtliebende Pflanzenarten wie die Graue Skabiose, die Kartäuser-Nelke oder die Sandgrasnelke und das Heidekraut. Ihre Lebensräume werden immer seltener. Auch das zerklüftete, reizvolle Erscheinungsbild der Rummeln wird dabei überwachsen. Kurt Nägler schrieb 1926 in seinem Buch „Durch den Hohen Fläming bei Bad Belzig“: „Man muß selbst diese eigenartigen Bildungen gesehen haben und ihrem Laufe gefolgt sein, um verstehen zu können, wie gerade die Romantik dieser Schluchten so überaus anziehend wirken kann.“

Für die langfristige Wiederherstellung und den Erhalt einer artenreichen, halboffenen Landschaft müssen die Flämingrummeln und Trockenkuppen dauerhaft durch eine regelmäßige Beweidung gepflegt werden. Daher plant die Naturparkverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzfonds auch für 2022 die Beweidung mit zwei Durchgängen zu wiederholen. Die Gelder dafür werden aus dem Förderprogramm für Naturschutzmaßnahmen im Wald bereitgestellt.

Die Naturparkverwaltung dankt allen Beteiligten für ihren Einsatz.
Weitere Detailinformationen: www.hoher-flaeming-naturpark.de.

 

Foto: Sandy Rau