Das „Kuratorium Baum des Jahres“ hat die Echte Mehlbeere zum „Baum des Jahres 2024“ ausgerufen.
Der bis etwa 15 Meter hohe, sturmfeste Baum ist in Thüringen nur sehr selten anzutreffen. Mit ihren nahen Verwandten Elsbeere, Vogelbeere und Speierling sind es gerade 0,23 % der Waldfläche Thüringens. Dies liegt an den besonderen Standortsansprüchen der Mehlbeere: Der lichtliebende Pionierbaum kommt vorzugsweise auf kalkigen, trockenen Grenzstandorten bis in höhere Lagen vor. Sie bildet deshalb auch keine flächigen Bestände aus, sondern findet sich vereinzelt als Mischbaumart. Und doch ist dieser „spröde“ Vertreter der sog. Sorbus-Arten für Forstleute interessant.
Schon 2003 legte die ThüringenForst-AöR ein Erhaltungsquartier an, um das Aussterben dieser Baumart zu verhindern. Während ihr Holz technisch kaum interessant ist, scheint umso mehr ihre Fähigkeit Trockenheit zu ertragen in Zeiten des fortschreitenden Klimawandels wichtig. Aber nicht nur das: Ihre scharlachroten Früchte sind wichtiges Winterfutter für die heimischen Standvögel, ebenso pflegt ihr leicht zersetzbares Laub den Waldboden. Und noch eine Eigenschaft macht die Mehlbeere in Thüringen zu einem Exoten: Durch natürliche Kreuzung mit der Elsbeere und anschließender Bastardisierung haben sich in Thüringen insgesamt sieben sog. Kleinarten, allesamt vermehrungsfähig, ausgebildet. Hierbei handelt es sich damit um Varianten, die lediglich kleinräumig etwa auf den Hörselbergen bei Eisenach, dem Burgberg bei Waltershausen oder dem Singer Berg bei Arnstadt mit wenigen Dutzend Exemplaren existieren. Thüringen hat eine hohe Verantwortung für den Bestand dieser „Kleinarten“ der Sorbus-Gattung, da diese nur im Freistaat vorkommen.
Kurzum: Ein kleiner unscheinbarer Baum, hinter dem sich eine umso interessantere Geschichte verbirgt. Und dem eine neue Aufgabe im Kontext des Klimawandels als künftige Mischbaumart zukommen könnte.