Rhön, 02.05.2022 Wo Schwalben brüten, wohnt das Glück und eine Schwalbe allein macht noch keinen Sommer: In Sprichwörtern stehen Schwalben als Glücksbringer und Sommerboten, und wir sind ihre Anwesenheit in unseren Städten und Dörfern gewohnt. Doch Klimawandel, Insektensterben und auch Renovierungsarbeiten an Gebäuden sorgen dafür, dass die heimischen gebäudebrütenden Arten Mehlschwalbe und Rauchschwalbe an Wohnungsnot und Nahrungsmangel leiden ebenso wie der Mauersegler. Um eine Übersicht über die Brutplätze dieser drei Vogelarten in der Rhön zu bekommen, sind die Rhönerinnen und Rhöner in Bayern, Hessen und Thüringen aufgerufen, Beobachtungen an die Bayerische Verwaltung des UNESCOBiosphärenreservats Rhön zu melden.

Schwalben und Mauersegler stehen unter besonderem Schutz, und so sind auch ihre Nistplätze an Gebäuden geschützt. Alle drei Vogelarten leiden zunehmend unter Wohnungsnot, da ihre potenziellen Brutplätze wie beispielsweise Spalten und Hohlräume unter Dächern bei Renovierungsarbeiten meist verschlossen werden. Durch die zunehmende Versiegelung und Betonierung von Flächen fehlt außerdem immer häufiger Nistmaterial für den Bau der Nester. Da sich alle drei Arten ausschließlich von Fluginsekten ernähren, sind sie zusätzlich vom Insektensterben bedroht. Dies wird durch den Klimawandel noch verschlimmert, der zur Folge hat, dass ein Teil der Fluginsekten bereits aktiv wird, bevor die Zugvögel überhaupt aus Afrika zurück sind. Alle Faktoren zusammen führen dazu, dass der Bestand dieser Vogelarten in den letzten Jahren stark zurückgegangen ist. Rauchschwalbe und Mehlschwalbe werden deswegen auf der bundesweiten Roten Liste bereits als „gefährdet“ eingestuft.


Das Projekt läuft bis 30. Juni

Um herauszufinden, wie diese gebäudebrütenden Vogelarten im UNESCOBiosphärenreservat Rhön verbreitet sind, ist die Bayerische Verwaltungsstelle des Biosphärenreservats auf die Hilfe der Rhönerinnen und Rhöner angewiesen. Ab Anfang Mai bis 30. Juni können Beobachtungen
mit möglichst genauem Fundort und Funddatum, Anzahl der Vögel sowie Infos zum Brutnachweis wenn möglich mit Foto vom Nest an Tina Bauer gesendet werden. Per EMail an: artmeldungen@regufr.bayern.de, Telefon: (0931) 380 1673 (MontagDonnerstag 916 Uhr).
Fotos können entweder per Mail oder WhatsAppNachricht an die angegebene FestnetzNummer gesendet werden. Alternativ können die Funde auch über die Plattform „Ornitho“ gemeldet werden. Alle Beobachtungen werden nur zum Zwecke der Erhebung der Artenverteilung gesammelt und anonymisiert ausgewertet.


Ergänzung zur Kartierung im Landkreis Fulda

Die MauerseglerErhebung dient zur Ergänzung der bereits im Jahr 2020 erfolgten Kartierung im Landkreis Fulda. Diesmal steht der komplette hessische Teil des Biosphärenreservats im Fokus.


Artensteckbriefe

Die Mehlschwalbe (Delichon urbica) ist mit ca. 12 cm ungefähr so groß wie ein Spatz und hat ein metallisch blauschwarzes Gefieder. Im Flug kann man die Mehlschwalbe von der ähnlichen Rauchschwalbe gut an ihrem kurzen, schwach gegabelten Schwanz und an der komplett wei-
ßen Unterseite erkennen. Sieht man sie im Flug von oben, erkennt man sie gut am weißen „Bürzel“, einem weißen Fleck zwischen Oberkörper und Schwanz. Die Mehlschwalbe brütet gerne gesellig in der Nähe von Artkameraden und baut halbkugelige Nester aus Lehm mit einem kleinen Einflugspalt. Diese befinden sich an rauen Außenwänden unter Dachvorsprüngen immer außen an Gebäuden.

Eine weitere heimische Schwalbenart ist die Rauchschwalbe (Hirundo rustica), die mit 18 cm etwa so groß wie eine Amsel ist. Auch sie hat ein metallisch blauschwarz glänzendes Gefieder. Im Gegensatz zur Mehlschwalbe hat die Rauchschwalbe aber einen deutlich längeren, stark
gegabelten Schwanz, was man im Flug gut erkennen kann. Charakteristisch ist außerdem ihr rotbraunes Gesicht. Die Rauchschwalbe baut eher schalenartige Nester, welche sich im Gegensatz zur Mehlschwalbe im Inneren von Ställen, Scheunen oder Schuppen befinden. Für den
Bau verwendet sie Lehm sowie Stroh, Heu oder auch Tierhaare. Wegen dieser Vorlieben ist die Rauchschwalbe oft in der Nähe von Nutztieren und Bauernhöfen zu finden.

Auch der Mauersegler (Apus apus) gehört zu den gebäudebrütenden Vogelarten. Mit einer Flügelspannweite von bis zu mehr als 40 cm ist er deutlich größer als die beiden Schwalbenarten. Der Mauersegler hat ein bräunlich bis schwarzes Gefieder und einen sehr kurzen, gegabelten Schwanz. Im Flug kann man ihn gut an seinen halbmondförmigen Flügeln und den schrillen „srriii srriii“Rufen erkennen. Als Felsen und Höhlenbrüter baut der Mauersegler im Gegensatz zu den beiden Schwalbenarten heute seine Nester in Hohlräumen oder Spalten von
Hauswänden. Auch er brütet gerne in Kolonien und ist häufig in der Nähe von anderen MauerseglerNeststandorten zu finden.


Weitere Fotos sowie Vogelstimmen zum Anhören finden Interessierte online unter

https://www.biosphaerenreservatrhoen.de/gebaeudebruetergesucht


Vortrag zum Projekt am Donnerstag, 5. Mai

In einem OnlineVortrag am Donnerstag, 5. Mai, von 19 bis 20.30 Uhr, werden die Arten und ihre Lebensräume vorgestellt, und es wird detailliert erklärt, wie man sich an dem Projekt beteiligen kann. Außerdem gibt es Tipps zur Suche und Infos dazu, was jeder Einzelne tun
kann, um Schwalben und Mauerseglern zu helfen. Der Vortrag ist kostenfrei, eine Anmeldung ist erforderlich:
https://bit.ly/3F9zflK

Foto: Mehlschwalbe (Delichon urbica). / Jürgen Holzhausen