Seit Februar 2016 betreut der Förderkreis Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße e.V. in der Ortsrandlage von Einhausen eine eigene kleine Zuchtherde des Auerrindprojektes. Zur Zeit sind dies drei fünf bis neun Jahre alte Ungarische Steppenrinder sowie das im Sommer 2020 geborene Jungtier. Beweidet werden extensives Grünland, das derzeit drei Hektar umfasst, sowie eine etwa ein Hektar große waldähnliche Fläche. Weitere Flächen dürfen stets dazu kommen, der Verein freut sich über jedes Angebot. Bei den Graurindern in Einhausen ist es so, dass diese in Deutschland selten geworden sind. Deswegen hat man sich auch für diese Rasse entschieden, die Mitte des 20. Jahrhunderts in vielen Ställen stand.

Der Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald ist Kooperationspartner des Förderkreises Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße e.V. und unterstützt dessen Ziele zum Erhalt der biologischen Vielfalt und des Landschaftsbildes durch die Beweidung mit Großpflanzenfressern. In diesem Zusammenhang hat er nun die Patenschaft für das jüngste Graurind-Kalb „Donna“ übernommen. Das Graurindmädchen ist im Sommer 2020 zur Welt gekommen, mittlerweile eine Färse und entwickelt sich gut. Donna soll aufgrund ihrer guten Entwicklung auf jeden Fall in Einhausen bleiben und dort gemeinsam mit dem Rest der Herde aktiv Landschaftspflege betreiben.

Als Patengeschenk für Donna erhält der Verein eine Spende des Geo-Naturparks Bergstraße-Odenwald in Höhe von 500 €. Eine sehr willkommene Unterstützung, um die hohen Aufwendungen für Futter, Tierarzt, Weidebau und Vieles mehr zu decken.

Die Übernahme einer Patenschaft ist für alle Beteiligten nichts Alltägliches. Deshalb soll die anstehende Umweidung mit Viehtrieb in Einhausen – ebenfalls etwas Besonderes in der Region – dafür genutzt werden, um den Spendenscheck, mit dem die Versorgung des
Graurindmädchens im nächsten Jahr sichergestellt wird, offiziell zu überreichen. Ein willkommener Anlass, um auf die Bedeutung des Projekts zur Rückzüchtung des ausgestorbenen Auerochsens zum Erhalt der biologischen Vielfalt in unserer Region aufmerksam zu machen.

Hintergrundinformationen

Jahrhundertelang stellten große Pflanzenfresser wie Wisent, Auerochse, Wildpferd oder auch Wasserbüffel einen landschaftsprägenden Faktor dar. Sie schufen eine halboffene, strukturreiche Landschaft mit einer artenreichen Flora und Fauna. Nach deren Ausrottung oder Verdrängung durch den Menschen veränderte sich unsere Landschaft nicht unerheblich. Die domestizierten Nachkommen des Auerochsen, unsere Hausrinder, schaffen es oft nur unzureichend, diese Schlüsselarten in der Landschaftspflege zu ersetzen. Es klafft also eine Lücke im Ökosystem, die es wieder zu schließen gilt.

Die landschaftlich vielfältige Region des Geo-Naturparks bietet in diesem Kontext eine Reihe von Anknüpfungspunkten. Insbesondere die Reste früher größerer Wiesen- und Weidelandschaften im Ried und im Odenwald geben einen Eindruck von der einst großflächig von Auen und Sümpfen geprägten Riedlandschaft. Der vordere Odenwald mit seiner vielfältigen Landschaft bietet abwechslungsreiche Landschaften für eine Wiederansiedlung vieler der angesprochenen Arten.

Der im Dezember 2013 gegründete Förderkreis Große Pflanzenfresser im Kreis Bergstraße e.V. möchte als Naturschutzverein einen aktiven Beitrag zur Revitalisierung dieser Landschaft leisten. Durch den vereinseigenen Einsatz von Großherbivoren wie Rindern und Wasserbüffeln und durch die Unterstützung des durch das Freilichtlabor Lauresham initiierten Auerrindprojektes (www.auerrind.de) konnten bereits vielversprechende Ergebnisse auf den Projektflächen erreicht werden.

Eine Monitoring-Arbeitsgruppe bemüht sich zusätzlich um die Dokumentation eben jener Beobachtungen. Zuletzt ist es auch ein besonderes Anliegen des Vereines, den Einsatz alter und bedrohter Nutztierrassen (z.B. Rotes Höhenvieh) in der Landschaftspflege zu fördern und auch hier aktiv Projekte durchzuführen.

Weitere Informationen finden Sie unter www.megaherbivoren.de.

 

Foto: Geo-Naturpark, Larissa Winter-Horn; Auf der neuen Weide mit frischem Gras fühlen sich die Graurinder, samt „Paten-Kalb Donna“ (rechts) gleich sichtlich wohl.