Nistkästen für den Wendehals

Um die Vorkommen des Wendehalses (Jynx torquilla) im Werra-Meißner-Kreis zu fördern und seinem Rückgang entgegenzuwirken, hat die Abteilung Naturschutz und Landschaftspflege des Geo-Naturparks Frau-Holle-Land ein Artenhilfsprojekt begonnen. Für die Anschaffung, Ausbringung und langfristige Betreuung von 48 Nistkästen wurden seitens des Landes Fördermittel aus der Hessischen Biodiversitätsstrategie bereitgestellt.

Bevor die Nistkästen vom Vogelschutzbeauftragten des Werra-Meißner-Kreises, Jörg Friederich, aufgehängt und betreut werden konnten, wurden zunächst geeignete Standorte ausgewählt. Diese erstrecken sich über Kalkmagerrasen und Streuobstbestände an der Blauen Kuppe bei Eschwege, am Jestädter Weinberg, in den Hie- und Kripplöchern sowie bei Wendershausen und Roßbach.

Das gesamte Projekt läuft in enger Zusammenarbeit zwischen dem Vogelschutzbeauftragten und der Abteilung Naturschutz und Landschaftspflege des Geo-Naturparks. Durch das verbesserte Brutplatzangebot soll der Bestand des Wendehalses im Werra-Meißner-Kreis gefördert werden, gleichzeitig soll das Projekt aber auch Rückschlüsse auf seine aktuelle Bestandssituation ermöglichen.

Vier erfolgreiche Wendehalsbruten im Jahr 2021

Die ausgebrachten Kästen wurden dreimalig während der Brutsaison durch Jörg Friederich auf Besatz kontrolliert. In den Hie- und Kripplöchern konnte ein Erfolg festgestellt werden: in vier Kästen fanden Bruten des Wendehalses statt! Aufgrund der Beobachtungen wird von 33-35 ausgeflogenen Jungvögeln ausgegangen!

In den übrigen Gebieten konnten z.T. Reviere des Wendehalses beobachtet werden, ohne dass die neu ausgebrachten Kästen genutzt wurden. Dort standen vermutlich natürliche Bruthöhlen zur Verfügung oder es wurde – wie in Roßbach – ein bereits vorhandener Nistkasten bezogen.

Verbreitung, Schutz und Gefährdung

Der Wendehals kommt in weiten Teilen Mitteleuropas vor, ist aber nirgends häufig. Hessenweit wird das Vorkommen der streng geschützten Art auf nur 200-300 Paare geschätzt. Bundesweit ist der Wendehals „stark gefährdet“ (Rote Liste 2) und weist aufgrund von Habitatverlusten einen stark negativen Bestandstrend auf. In Hessen ist er sogar „vom Aussterben bedroht“ (Rote Liste 1) und wird daher auf der „Hessen-Liste“ geführt. Dies ermöglicht eine Förderung von Schutzprojekten im Rahmen der Hessischen Biodiversitätsstrategie.

Ein Specht, der keine Höhlen baut

Der Wendehals ist ein etwa drossel-großer Vogel und gehört zu unseren heimischen Spechtarten. Seine Marmorierung aus Braun, Grau, Schwarz und Weiß sorgt dafür, dass er an Baumstämmen sehr gut getarnt ist. Eine Besonderheit gegenüber den anderen Spechtarten ist, dass der Wendehals seine Bruthöhlen nicht selbst bauen kann. Dadurch ist er auf ein gutes Vorkommen an vorhandenen Brutplätzen angewiesen. Neben natürlichen Baumhöhlen nimmt er auch Nistkästen gut an, was die Förderung durch Nisthilfen ermöglicht. Zusätzlich sorgen die Kästen durch ihre Bauweise für einen besseren Schutz vor Nesträubern wie Waschbären.

Mit einer weiteren Besonderheit hebt sich der Wendehals von unseren Spechten ab: er ist unter Ihnen der einzige Zugvogel. Er überwintert in West- und Zentralafrika und kehrt meist zwischen April und Mai zurück.

Gute Nahrungsvorkommen auf Magerrasen oder Streuobst

Neben einem ausreichenden Angebot an Brutplätzen ist eine gute Versorgung mit Nahrung Voraussetzung für eine Brut des Wendehalses. Er ernährt sich und seine Jungvögel fast ausschließlich von Wiesenameisen und ihrer Brut, die er am Boden sucht – vorzugsweise zwischen kurzer Vegetation. Solche ameisenreichen und gut erreichbaren Standorte bieten beispielsweise Kalkmagerrasen. Alte Streuobstbestände weisen zusätzlich ein natürliches Angebot an Bruthöhlen auf und sind daher in Hessen von zentraler Bedeutung für die Art.

In den letzten 25 Jahren hat der Geo-Naturpark die Lebensräume und Nahrungsvorkommen für den Wendehals in verschiedenen Gebieten wie den Kripp- und Hielöchern durch seine Pflege vorbereitet. Nun wurden sie um die notwendigen Brutplätze ergänzt, um optimale Bedingungen für den Wendehals zu bieten.

Auch weitere Arten profitieren

Von den Kästen profitieren auch weitere bedrohte Vogelarten wie Gartenrotschwanz, Trauerschnäpper und Feldsperling, aber auch Kleiber und verschiedenen Meisenarten. So wurden 37 der 48 Kästen im Laufe der Brutsaison 2021 genutzt, teilweise sogar mehrfach. Neben den 4 Wendehalsbruten wurden 31 Bruten von weiteren Vogelarten (hauptsächlich Meisen) festgestellt. Daneben nutzten Hornissen und Wespen einzelne Kästen und 3 Siebenschläfer fanden hier ein zeitweiliges Quartier.

Fortsetzung des Projekts

Die Kästen wurden nach Ende der Brutzeit gereinigt und bleiben in den Gebieten, denn das Projekt wird in den nächsten Jahren weitergeführt. Wenn die Wendehälse im Mai 2022 aus den Winterquartieren zurückkehren, stehen sie ihnen erneut als sichere Brutplätze zur Verfügung.

Link zum Projekt auf der Webseite des Geo-Naturparks Frau-Holle-Land:
https://www.naturparkfrauholle.land/naturschutz/wendehals

 

 

Foto: Wendehals am Kasten (c) Klaus Raab