Anlässlich ihres 175jährigen Bestehens im kommenden Jahr hat die Deutsche Geologische Gesellschaft (DGGV) das Projekt „30 Geotope³“ gestartet, das den Brückenschlag zwischen klassischer und moderner Geologie besonders spektakulär in Szene setzt. Gezeigt werden dreidimensional gefilmte Geotope. Mit modernster Technik wird das Vorhaben umgesetzt durch die Universität Bonn. Passend zum Jubiläumsjahr „20 Jahre Geotop des Jahres“ ist das Felsenmeer als bedeutender Aufschluss im GeoNaturpark sowohl aus optischer wie auch aus wissenschaftshistorischer Sicht auch mit dabei und kann seit dem 15. April 2022 als 3DFilm bewundert werden.


Vor genau 20 Jahren, im Jahr 2002 wurde das Felsenmeer im Lautertal zum ersten Geotop des Jahres im GeoNaturpark gewählt. Das Felsenmeer zählt jedes Jahr über 200.000 Besucher und ist ein schönes Naherholungsziel für Kinder und Erwachsene, um die
Geologie und die kulturgeschichtliche Vergangenheit kennenzulernen. Im Jubiläumsjahr wurde es nun von der Deutschen Geologischen Gesellschaft in das Programm „30 Geotope³ aufgenommen und in diesem Zusammenhang von der Universität Bonn dreidimensional in Szene gesetzt.

Das Felsenmeer blickt auf eine beeindruckende Geschichte zurück: Seine kristallinen Gesteine sind Zeugen des Zusammenstoßes zweier Urkontinente im Erdaltertum vor etwa 340 Millionen Jahren. Die „Quarzdiorite“ entstanden aus Gesteinsschmelzen, die sich infolge
der Kollision bildeten und in der Erdkruste in etwa 12 km Tiefe erkalteten. Das ebenfalls bei dem Zusammenstoß der Kontinente entstandene „Variszische Gebirge“ wurde in der Folgezeit wieder abgetragen, wodurch die tief in der Erdkruste erkalteten Gesteine heute direkt an der Oberfläche liegen.
Ihre besondere rundliche Form die Fachleute nennen sie „Wollsäcke“ erhielten die Quarzdioritblöcke in der Tertiärzeit vor etwa 50 Millionen Jahren als in unserer Region Verwitterung unter subtropischem Klima herrschte. In den an der Oberfläche liegenden, zerklüfteten Gesteinskörper drangen saure Niederschläge ein, die eine tiefgründige Zersetzung der Gesteinsminerale bewirkten. So vergruste das Gestein von den Klüften ausgehend tiefgreifend, und nur rundlich geformte „Gesteinskerne“ blieben verschont. In den Kaltzeiten (vor etwa 2,6 Millionen bis 10.000 Jahren) kam es dann infolge von FrostTauwechseln in den Hanglagen zu Bodenbewegungen (sog. „Gelifluktion“). Hierdurch wurde das verwitterte Material talwärts wegtransportiert. Die verbliebenen Gesteinskerne gerieten ebenfalls in Bewegung und sammelten sich in Rinnen hangabwärts, wo sie heute noch liegen. Die Entstehung des Felsenmeeres ist demnach das Werk komplexer Vorgänge, die vor 340 Millionen Jahren einsetzten, bei subtropischen Klimabedingungen fortdauerten und in den Eiszeiten ihren Höhepunkt fanden.

Schon die Römer wussten die Gesteine des Felsbergs zu schätzen. Mehr als 300 Werkstücke zeugen im oberen Bereich des Felsenmeers von einer ehemals regen antiken Steinbruchtätigkeit (200 400 n. Chr.). Das FelsenmeerInformationszentrum (FIZ) bietet umfangreiche Informationen und thematische Führungen sowie eine Ausstellung zur Erdgeschichte und zur römischen Steinbearbeitung.

Das Felsenmeer dreidimensional gefilmt und zugleich anschaulich erklärt ist zu bewundern auf:
https://digitalgeology.de/dasfelsenmeerimlautertal
https://youtu.be/WUIMqOJepSM