Seegras: Gute Nachrichten aus dem Nationalpark
Seegraswiesen sind ein bedeutender Lebensraum im Ökosystem Wattenmeer: Sie festigen die Feinsedimente, sind Kinderstube unter anderem für Jungfische, eine wichtige Nahrungsquelle für Ringelgänse und werden zudem als potenzieller CO2-Speicher diskutiert. Aus dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gibt es gute Nachrichten zum Seegras: Seit Beginn des langfristigen Beobachtungsprogrammes (Monitoring) im Jahr 1995 bis 2011 hat sich die von diesen Pflanzen bewachsene Fläche stetig von gut 33 Quadratkilometer auf 171 Quadratkilometer erhöht, seitdem ist der Bestand stabil. Drei Flugkartierungen in diesem Sommer, die letzte am 1. September, sollen nun Aufschluss bringen, ob dieser Befund sich bestätigt.
Die Seegrasbestände an der schleswig-holsteinischen Nordseeküste unterliegen witterungsbedingten und jahreszeitlichen Schwankungen, im Mittel der vergangenen zehn Jahre sind rund elf Prozent des Nationalparks – mehr oder weniger dicht – mit diesen Pflanzen bewachsen. Allerdings liegen 99 Prozent der Seegrasfläche im nordfriesischen Teil des Schutzgebietes – vermutlich, weil diese Region weniger von Seegang und Sedimentumlagerungen sowie vom Nährstoffeintrag aus großen Flussmündungen betroffen ist.
Im Dithmarscher Wattenmeer, genauer gesagt seinem nördlichen Teil, zeichnet sich jedoch ein positiver Trend ab: Bei einer Feldkartierung im vergangenen Jahr haben die Wissenschaftler:innen der für das Monitoring im Auftrag der Nationalparkverwaltung zuständigen Wattenmeerstation des Alfred-Wegener-Instituts / Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) hier einen Zuwachs der Seegrasfläche um 265 Prozent im Vergleich zu der vorangegangenen Erhebung sechs Jahre zuvor festgestellt. Die Bewuchsdichte hatte sich im gleichen Zeitraum sogar um 346 Prozent gesteigert.
Die Vorkommen seien allerdings noch relativ klein und instabil, erläutert Jörn Kohlus von der Nationalparkverwaltung. Wie sie sich seither entwickelt haben – auch darüber hofft man sich durch die aktuellen Befliegungen Erkenntnisse. Die Auswertung wird allerdings einige Monate dauern.
Foto: © Tobias Dolch/AWI