In der Grund- und Oberschule Neuenkirchen wird jetzt Kompost gemacht – der Naturpark Lüneburger Heide zeigt, wie es geht.

Naturpark-Mitarbeiter Philip Hansen spricht fast liebevoll von „den frechen ‚Dendros‘“ – den roten Riesenwürmern, die auch Dendrobena Veneta heißen. Einer von ihnen hat sich durch die Kokosmatte der Wurmbox nach oben gekämpft und ist nun eines der Anschauungsobjekte für die Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge fünf und sechs an der Grund- und Oberschule (GOBS) Neuenkirchen. Im Profilunterricht „Natur und Wald“ steht das Thema Kompost auf dem Programm und da können die Schlängler aus Hansens Wurmkomposter einiges zum praktischen Unterricht beitragen.

Es ist kein Zufall, dass die tierischen Gäste gerade an der GOBS dabei sind. Die Schule ist Naturpark-Schule. Das bedeutet, sie ist eine dauerhafte Kooperation mit dem Naturpark Lüneburger Heide eingegangen, damit Themen wie biologische Vielfalt, Nachhaltigkeit und die heimische Natur regelmäßig behandelt werden. Der Naturpark unterstützt das Engagement der Lehrer mit Exkursionen, bei Projekttagen oder eben direkt im Unterricht. So lernen die Schüler ganz nebenbei Zusammenhänge des Lebens kennen und können später wichtige Entscheidungen auf dieser Grundlage treffen.

Zunächst aber ging es darum, wer Löcher bohren darf. Denn: Die Schülerinnen und Schüler bauten unter der Anleitung von Philip Hansen Ende April vier eigene Wurmkomposter. Diese übereinander gestapelten Kisten werden künftig von den Schülern gefüllt, sodass die 1000 Dendrobena und ihre Kollegen Esenia Fetida – auch Mistwürmer genannt – pro Komposter immer genug zu essen haben. Die Löcher, die die Jungen und Mädchen dafür in die Böden und Deckel der Kisten bohren mussten, sorgen für Durchlässigkeit: Wenn die Würmer sich in einer Box satt gefressen haben, wandern sie nach oben in die nächste. Gleichzeitig kann Feuchtigkeit von oben nach unten durchziehen. Mit etlichen Akkubohrern ausgestattet ging es darum beherzt ans Werk.

Was aber fressen die Würmer? Die Schüler wussten schon gut Bescheid, denn viele hatten einen Garten und sogar einen Komposthaufen zu Hause. Treffsicher kamen Antworten wie „Bananen“, „Schalen“ oder „Grünzeug“. Hansen ergänzte: Kaffeesatz sei gut, Zwiebeln aber eher nicht für die Würmer geeignet, genauso wenig wie Brot oder gekochte Essensreste. Überraschend für die Kinder war, dass die Würmer zu mindestens einem Drittel Papier und Pappe essen – in angefeuchteten und „mundgerechten“ Stücken natürlich.

Lehrer Kai Rein fand die Aktion gelungen: „Dieser praktische Ansatz gefällt mir sehr gut – die Kinder lernen und haben Spaß. Und sind neugierig darauf, wie die Würmer sich entwickeln und ob am Ende wirklich schöne Erde dabei herauskommt.“ Denn das ist das Ziel: Nach rund zehn bis zwölf Wochen soll feuchter krümeliger Wurmhumus in den Boxen liegen. Der kann dann als Dünger für die Beete auf dem Schulgelände genutzt werden. Schon vorher kann der entstehende Wurmtee – Flüssigkeit, die sich in der unteren Box sammelt –, verdünnt als Dünger im Garten genutzt werden.

Bis feinste Erde vorliegt, hat Rein mit seinen Schülern noch etwas Arbeit vor sich. In vier Wurmkompostern sollen insgesamt 4000 Tiere die Produktion am Laufen halten. Dafür ist Kümmern notwendig: Haben die Würmer genug zu essen? Oder womöglich zu viel? Ist es das richtige? Ist die Erde feucht genug? Der Naturpark ist auf jeden Fall überzeugt, dass die Kinder und ihre 4000 Helfer es schaffen werden, feinsten Humus zu erzeugen.

 

 

Foto: Naturpark Lüneburger Heide | Was gehört auf den Kompost? Naturpark-Mitarbeiter Philip Hansen hat zur Anschauung mitgebracht, was bei ihm zu Hause angefallen ist.