Das Projekt “Blühender Naturpark” setzt sich nun schon im fünften Jahr in Folge für die Schaffung und den Erhalt von Lebensräumen und Nahrungsquellen für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten im Naturpark Neckartal-Odenwald ein und wandelt Flächen in wertvolle Wildblumenwiesen um.
„Das sieht hier aber wüst aus, kann der Bauhof da nicht mal etwas einsäen?“ Solche oder ähnliche Kommentare dürfen sich vor allem die Mitarbeiter der kommunalen Bauhöfe regelmäßig anhören. Das gerade auf diesen Flächen, die in den Augen einiger Bewohner „besonders ungepflegt“ aussehen, Vorbereitungen für die Herbsteinssat stattfinden, ist den wenigsten bewusst. Bereits in den Sommermonaten müssen die Flächen für die Einsaat vorbereitet und umgebrochen werden. Neben der Verwendung von zertifiziertem, gebietsheimischen Saatgut ist auch eine gründliche Bodenvorbereitung und ein unkrautfreies und aufgelockertes Saatbett enorm wichtig für eine erfolgreiche Einsaat. Je nach Art der vorherrschenden ungewollten Beikräuter müssen verschiedene Methoden der Bodenvorbereitung angewandt werden – und das häufig mehrfach. Wurzelunkräuter können ausgestochen werden, Samenunkräuter können hingegen mit der Fräse oder Kreiselegge in Zaum gehalten werden. Bevor das Saatgut ausgebracht wird, braucht der Boden circa 3 bis 4 Wochen Ruhe, um sich setzen zu können. Um die Flächen bis zur Herbsteinsaat (August/September) vernünftig vorzubereiten, muss daher schon im Juni/Juli mit der Bodenvorbereitung begonnen werden.
Auch nach der Anlage brauchen die Wildblumenwiesen Pflege, damit sie sich erfolgreich entwickeln und den Insekten langfristig ein reichhaltiges Blüten- und Pollenangebot liefern können. Die Flächen müssen ein- bis zweimal im Jahr gemäht werden, um möglichst viele Arten auf den Flächen zu erhalten und konkurrenzschwächeren Arten zu Licht, Wasser und Nährstoffen zu verhelfen. Der erste Schnitt sollte spätestens Ende Juni erfolgen – gerade dann, wenn die Wiese in voller Margeritenblüte steht. Das stößt in der Bevölkerung immer wieder auf Unverständnis. Dort heißt es oft, „die Blühwiesen werden ja mitten in der Blüte komplett abgemäht!“. Doch die Diplom-Biologin Gabriele Baier betont: „Würde man zu einem späteren Zeitpunkt mähen, erfolgt keine zweite Blüte und langfristig werden auch die Wiesenkräuter erfahrungsgemäß bei zu spätem Schnitt immer weniger.“ Bei frisch angelegten Wiesen oder auch bei einer Pflegeumstellung auf eine extensivere Bewirtschaftung können auch mehrere Schnitte im Jahr notwendig sein, die aber von den Projektteilnehmern größtenteils mit einem schonenden Balkenmäher durchgeführt werden. Das anfallende Mahdgut muss in jedem Fall abgeräumt werden und darf nicht auf den Wiesen verbleiben. „Die Mahd einer Blumenwiese ist einerseits tatsächlich ein Eingriff in die Pflanzengemeinschaft, aber andererseits auch nötig, da nur so die Wiese erhalten bleiben kann.“, erklärt Gabriele Baier, „Im Ergebnis wurde mit den Maßnahmen der letzten Jahre eine deutliche ökologische Aufwertung der öffentlichen Flächen erreicht.“
Hintergrundinformationen zum Projekt „Blühende Naturparke“
Im Rahmen einer landesweiten Kampagne dürfen die sieben Naturparke Baden-Württembergs aufblühen. Mit Experten werden in allen Naturparken Flächen mit standortangepassten, regionalen und mehrjährigen Wildblumensamen eingesät. Im Jahr 2021 legten der Naturpark Neckartal-Odenwald und die Projektteilnehmer über 4,5 ha Blumenwiesen auf 34 Flächen mit regionalem, mehrjährigem Wildblumensaatgut an. Insgesamt konnten in der Vergangenheit schon über 26ha im Naturpark-Gebiet mit gebietsheimischen Wildblumen angesät und anschließend in eine ökologische Pflege übergeben werden. Das Sonderprogramm zur Stärkung der biologischen Vielfalt des Landes Baden-Württemberg unterstützt das Projekt.
Ansprechpartner im Naturpark Neckartal-Odenwald
Pia Homann
Projektmanagerin Blühender Naturpark und Streuobst
Telefon: 0152/03476804 oder 06271/9469802
E-Mail: info@np-no.de
www.naturpark-neckartal-odenwald.de
Informationen über die landesweite Kampagne
E-Mail: info@bluehende-naturparke.de
www.bluehende-naturparke.de
Dieses Projekt wurde im Rahmen des Sonderprogramms des Landes zur Stärkung der biologischen Vielfalt mit Mitteln des Landes Baden-Württemberg gefördert.
Foto: Naturpark Neckartal-Odenwald | Fangen die ersten Margariten an zu verblühen, ist es Zeit für die erste Mahd.