An Auffälligkeiten ist dieser Vogel kaum zu überbieten. Während andere Vogelarten auf gute Tarnung bedacht sind und ihre Federkleider mit der Umgebung nahezu verschmelzen, scheint der Wiedehopf geradezu nach Aufmerksamkeit zu lechzen: Die schwarz-weiß gebänderten Flügel und das orangerote Gefieder könnten kontrastreicher kaum sein. Der Schnabel ist auffällig lang und gebogen, dazu besitzt er eine aufrichtbare Federhaube samt schwarzen Punkten an den Enden. Markant ist auch der gaukelnde, schmetterlingsartige Flug, der in Wellen vollführt wird. Nicht minder spektakulär zeigt sich der Wiedehopf zur Vogelhochzeit: Balzlaute werden mit aufgestellter Federhaube und gesträubtem Kehlgefieder vorgetragen. Anschließend versucht das Männchen dem Weibchen mit Futterübergaben zu imponieren. Wittert er Erfolg, bietet er mit lautem Krächzen Bruthöhlen an. Schlüpft das Weibchen in eine solche Höhle, ist die monogame Saisonehe besiegelt.

Diesen imposanten Zugvogel in Thüringen anzutreffen ist nicht ausgeschlossen. Im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale sind beispielsweise Vorkommen aus dem Naturschutz- und Vogelschutzgebiet Dreba-Plothener Teiche bekannt. Gibt es heute thüringenweit nur noch verstreute Einzelvorkommen, so sah dies früher ganz anders aus: „Da kam der bunte Vogel im Freistaat flächendeckend vor. Er fehlte lediglich in den höheren Lagen wie im Thüringer Wald“, so Klaus Lieder, ein Vogelexperte vom NABU Thüringen. Der Rückgang des Wiedehopfs hat unter anderem mit dem Wegfall an extensiv bewirtschafteten Wiesen und Weiden zu tun sowie mit Ruderalflächen, die verbuschen. Halboffene bis offene Landschaften, die insektenreich sind, gibt es kaum noch.

Jetzt im März und April kehrt der Wiedehopf aus seinen Überwinterungsgebieten zurück in seine europäischen Brutplätze. Hauptüberwinterungsgebiete liegen im Savannengürtel südlich der Sahara. Wiedehopfe besiedeln zwar vielfältige Lebensräume, doch grundsätzlich werden wärmeexponierte, trockene und nicht zu dicht bewachsene Flächen bevorzugt, in denen es keinen Pestizideinsatz gibt. Hier labt er sich am reich gedeckten Tisch: Auf dem Speiseplan stehen Insekten aller Art – Feldgrillen, Engerlinge, Käfer, aber auch Spinnen, Asseln, Tausendfüßer oder Regenwürmer. Diese pickt er vom Boden auf oder stochert mit seinem langgebogenen Schnabel im Erdreich. Nur in seltenen Fällen werden langsam fliegende Insekten auch im Flug erbeutet.

In Deutschlands kommt der Wiedehopf nur in wenigen Regionen vor, zum Beispiel am Kaiserstuhl in Baden-Württemberg, in Rheinhessen, den Bergbaufolgelandschaften der Lausitz und vereinzelt in Thüringen. Der Wiedehopf gilt in Deutschland als gefährdet, da es aufgrund fehlender Lebensräume wenige Brutpaare gibt. Dafür wächst das Verbreitungsgebiet des wärmeliebenden Vogels – ein eindeutiges Indiz für den Klimawandel.

 

 

Ein Beitrag von Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale
Foto: Wiedehopf | Susen Reuter