„Die Seeforelle ist eine Charakterart des Königssees und gehört wieder zurück in dieses Gewässer“. Nationalpark-Ranger Klaus Melde begleitet das Projekt der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern, des Königssee-Fischers und der Nationalparkverwaltung zur Wiederansiedlung der „Königin der Alpenseen“ seit dem Start im Jahr 2018. Die Rückkehr der großen, farbenfrohen Forellen in den Königssee ist für den 55-jährigen Ranger eine Herzensangelegenheit. Kürzlich fand eine Befischung zur Erfolgskontrolle des Projekts statt – mit guten Ergebnissen.
Regelmäßig kontrolliert die Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern in Zusammenarbeit mit der Nationalparkverwaltung und dem Fischer vom Königssee die Seeforellenbestände im Saletbach und angrenzenden Gewässern. Hier wurden seit 2018 in mehreren Besatzaktionen insgesamt rund 50.000 so genannte Seeforellen-Brütlinge (Jungfische im Dottersack oder angefütterte Brut) ausgesetzt. Bei der aktuellen Befischung konnten die Projektmitarbeiter Forellen aus den Besatzaktionen der vergangenen Jahre nachweisen. „Das ist ein gutes Ergebnis und lässt uns weiter hoffen, dass die Seeforelle im Königssee wieder heimisch werden kann“, sagt Dr. Bernhard Gum von der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern.
Seit dem Projektstart im Jahr 2018 bringen die Experten jedes Jahr im Frühjahr zwischen 10.000 und 15.000 junge Seeforellen im Saletbach zwischen Obersee und Königssee aus. Im Herbst findet alljährlich eine Kontrolle der Bestände per Elektrobefischung statt. Dabei werden die Fische kurzzeitig betäubt, mit dem Kescher gefangen, vermessen und wieder in die Freiheit entlassen. Bei der aktuellen Kontrollbefischung konnten Dr. Bernhard Gum und Dr. Leonhard Egg von der Fischerei-Fachberatung, Königssee-Fischer Thomas Amort sowie Nationalpark-Ranger Klaus Melde im Saletbach auf 100 Metern Bachstrecke insgesamt elf junge Seeforellen aus drei Jahrgängen nachweisen – eine gute Zwischenbilanz. „Einer der Hauptgründe für den Bestandseinbruch der Seeforelle dürfte in der Verschlammung früher bekannter Laichplätze liegen, wie in der Saletbucht oder bei St. Bartholomä“, vermutet Gum. „Sehr wahrscheinlich hängt dies mit der Klimaerwärmung zusammen, die unsere Gewässer langsam erwärmt. Damit einher geht unter anderem ein verstärktes Pflanzenwachstum. Die absterbende Biomasse führte dann über die Jahre gerade in Flachwasserbereichen zu einer fortschreitenden Degradation der Laichplätze“, so der Experte.
Mit einer Länge von über 100 cm wird die Seeforelle auch als „Königin der Alpenseen“ bezeichnet. In den 1980er und 1990er Jahren gab es bei der Seeforelle in nahezu allen großen bayerischen Seen erhebliche Bestandseinbrüche, auch im Königssee. Vom Königssee gibt es seit 2012 keinen Nachweis und keinen Fang einer großen Seeforelle mehr. Im Jahr 2018 begann das Wiederansiedlungsprojekt. Nach aufwändigen Renaturierungen des Saletbaches, die bereits im Jahr 2011 begonnen wurden, sind heute wieder bessere Lebens- und Laichbedingungen für junge Seeforellen vorhanden. Noch bis 2024 werden die Projektbeteiligten hier die Entwicklung der Jungfische genau beobachten und dokumentieren.