Mit den ersten milden Frühlingstagen werden auch die Zecken im Wald wieder aktiver. Süd- und Ostthüringer Waldgebiete sind von den gefährlichen Spinnentieren besonders betroffen.

Die Auwaldzecke, im Freistaat derzeit nur im Raum Jena nachgewiesen, breitet sich weiter in Ostdeutschland aus. Seit 2017 weiß man: Sie überträgt, wie der Gemeine Zecke, ebenfalls die gefährliche FSME.

Mit Frühjahrsbeginn nimmt die Zahl der Waldbesucher wieder deutlich zu. Leider auch die Zahl der Zecken, die ihre Winterstarre beenden. Diese können für den Menschen gefährliche Krankheiten übertragen. Jährlich erkranken im Freistaat 300 bis 400 Personen an zeckenübertragener Borreliose, einige wenige davon an der gefährlichen Hirnhautentzündung (FSME). Als Risikogebiete gelten insbesondere Süd- und Ostthüringen, darunter die Wälder um Hildburghausen, Jena, Gera und Schleiz. Durch die Berücksichtigung weniger Hinweise lassen sich Erkrankungsrisiken aber deutlich minimieren, wie die Thüringer Landesforstanstalt informiert.

Schon ab 6° C werden Zecken aktiv

„Zecken sind ab einer Lufttemperatur von etwa 6° C aktiv und verlassen den Boden, der zuvor als Winterquartier diente“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Zecken können über 60 Krankheiten übertragen, am häufigsten die Borreliose, selten die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Oft bleibt die Borreliose wegen grippeähnlicher Krankheitszeichen unerkannt, die Betroffenen, oft Förster, Forstwirte oder Gärtner, versäumen deshalb häufig die rechtzeitige Antibiotika-Behandlung. Gegen die ebenfalls durch Zecken übertragbare, deutlich seltenere, gleichwohl gefährliche FSME, an der in Thüringen jährlich ein bis drei Personen erkranken, können sich Erwachsene wie auch Kinder hingegen impfen lassen. Die in Thüringen bislang nur im Raum Jena vorkommende Auwaldzecke kann zusätzlich gefährliche Rickettsien übertragen.

Die Beachtung wenige Hinweise verhelfen zum risikoarmen Waldbesuch

Wichtig für den Waldbesucher: Waldwege nicht verlassen, Wiesenquerungen bei hohem Graswuchs meiden, ebenso Lichtungen, Gebüsche, Unterholz, Bach- und Flussläufe. Die Zecken sitzen dort gern auf besonnten Gräsern und Zweigen vorwiegend in 30-60 cm Höhe und lassen sich von einem Wirtstier oder eben auch dem Menschen im Vorbeigehen abstreifen. Ihr Opfer erkennen sie am Schweißgeruch. Deshalb umgehend nach einem Waldbesuch den Körper nach möglichem Zeckenbefall kontrollieren, insbesondere Kniekehlen, Leistenbereich und Nacken, bei Kindern den ganzen Körper. Das Tragen heller, geschlossener Kleidung einschließlich Schuhwerk hilft, die dunkelbraunen Zecken frühzeitig zu erkennen bzw. abzuwehren. Das Tragen der Socken über der Hose ist ebenfalls ein probates Mittel, um der Zecke den Weg vom Kleidungsstück zur Haut zu verwehren. Auch ggf. mitgeführte Haus- oder Heimtiere wie Hund oder Pferd sollten auf Zeckenbefall kontrolliert werden.

 

Forstliche Fotosammlung

Was tun im Fall der Fälle?

Der beste Schutz vor der seltenen FSME-Erkrankung ist die vorsorgliche Impfung, weil der Virus sofort beim ersten Blutsaugen übertragen wird. Der beste Schutz vor der häufigeren Borreliose ist das schnelle Entfernen der Zecke, da das Bakterium erst 12-24 Stunden nach dem Saugen aus dem Darmtrakt der Zecke in die Wunde transportiert ist. Je länger die Zecke saugt, desto größer ist deshalb die Wahrscheinlichkeit dieser Art von Ansteckung. In die Haut eingestochene und blutsaugende  Zecken deshalb zügig, aber vorsichtig, mit einer Zeckenzange oder einer Zeckenkarte den Kopfbereich der Zecke umfassend, das Tier entgegen der Einstichrichtung, gleichsam im Rückwärtsgang, aus der Haut ziehen. Gelingt dies nicht, weil sich das Spinnentier fest eingestochen hat, empfiehlt Gebhardt den Gang zur Notaufnahme in der Klinik, um sich die Blutsauger professionell entfernen zu lassen und sich einer ggf. erforderlichen Medikamentierung zu unterziehen. Niemals die Zecke besprühen, abfackeln oder abkratzen. Übrigens: Die Universität Hohenheim hat in einer Studie nachgewiesen, dass Zecken auch unsere Gärten erobert haben. Vermutlich eingeschleppt von Vögeln, Mäusen oder anderen Wild- und Haustieren.